Amateurfilm-Beleuchtung – Bringen wir Licht ins dunkel …

Professionelle Lichttechnik ist teuer und schwer. Letztlich kommt aber auch aus einem ARRI nur Licht. Ich will in diesem Artikel einen Blick auf amateurfilmtaugliche Lichtquellen werfen und Alternativen zu teurer Profitechnik aufzeigen.

Licht im Film hat nur am Rande die Aufgabe das Bild hell genug für die Kamera zu machen. Denn eine sinnvolle Ausleuchtung des Filmssets macht viel mehr als nur Licht, es macht auch Schatten! Es lenkt die Aufmerksamkeit des Zuschauers, erzeugt Stimmung, hält unwichtiges im Hintergrund, betont wichtige Bildausschnitte und sorgt für Schatten wo Schatten sein soll. Erst der bewusste Einsatz des Lichts, der Lichtfarbe, der Lichtrichtung lässt ein fades, kontrastloses Bild Stimmung bekommen. Plötzlich weiß der Zuschauer wo er hinschauen soll, erkennt die Tiefe im Bild und kann Tageszeiten zuordnen. Trotzdem spielt zusätzliches Licht in den Köpfen vieler Amateurfilmer nicht erst seit die DSLRs mit ihren großen, lichtempfindlichen Sensoren
an vielen Sets zu finden sind, eine zu geringe Rolle.

Ohne Licht kein Schatten – ohne Schatten kein Licht?

Zu Beginn wollen wir weg von der Technik, und uns ein ganz grundlegendes Beleuchtungsprinzip anschauen: Das 3-Punkt-Licht.

Teil I – Gestalterisches und Grundsätzliches

Das 3-Punkt-Licht

Das sogenannte 3-Punkt-Licht ist sicherlich vielen Amateurfilmern ohnehin ein Begriff. Trotzdem soll hier kurz erleutert werden, was damit gemeint ist, da ein Großteil der Setausleuchtung auf diesem einfachen Grundprinzip basiert.

Die Person ist mit 3 Scheinwerfern ausgeleuchtet. Der Scheinwerfer ganz rechts ist das Hauptlicht (auch Führungslicht genannt). Er leuchet dem Darsteller direkt ins Gesicht und ist die hellste Lichtquelle im Bild. Er sorgt für die notwendige Grundhelligkeit.
Der Scheinwerfer ganz links ist die Aufhellung (auch Fülllicht). Er hellt die durch das Hauptlicht entstandenen Schatten auf der aus Kamerarichtung linken Gesichtshälfte auf. Er ist weniger hell als das Hauptlicht.
Der mittlere Scheinwerfer ist das Spitzlicht. Er setzt von hinten einen leichten Schein auf die Harre und die Schultern des Darsteller. Dadurch setzt sich der Kopf mit den Haaren, die farblich sonst sehr dicht am grauen Hintergrund wären, ab. Position und Helligkeit des Spitzlichtes ist immer eine Frage des Raumes, in dem ich mich befinde, bzw der natürlichen Umgebung. Möchte ich einen natürlichen Look, werde hier hier eher eine Position suchen, die ich mit der Szenerie erklären kann. Darf es ruhig unrealistisch sein, alla CSI, wähle ich ein farbies Spitzlicht und eine möglichst kontrastreiche Richtung.
Hauptlicht und Aufhelllicht werfen außerdem ein wenig Licht auf Blumenstrauß und Bild im Hintergrund, geben dem Set also gleichzeitig, wuasli als „Nebenprodukt“ noch ein wenig Licht. Dies ist aber nicht Teil des eigentlichen Drei-Punkt-Lichts.

„Gut, aber ich habe ja normalerweise mehr als einen Schauspieler? Und was wenn sie sich bewegen?!“

Selbstverständlich. Es gibt mehrere Schauspieler, bewegliche Szenen, etc. Trotzdem kommt man schon sehr weit, wenn man versucht jedem Schauspieler diese 3 Lichtquellen an seinen wichtigen Positionen zu gönnen. Oft lassen sich hier auch mehrere Positionen/Lichttypen mit einem Scheinwerfer an der richtigen Stelle abdecken. Man braucht also meist nicht für jede Position tatsächlich einen seperaten Scheinwerfer.

Beispiele

In diesem Screenshot aus „Der Pate“ kommt das Hauptlicht von links, zB von einer Pendelleuchte überm Tisch. Das Fülllicht hellt das Gesicht auf der rechten Seite hier nur sehr wenig auf. Das Spitzlicht kommt von der Stehlampe, die wir auch im Hintergrund sehen. (Wichtig hierbei ist, dass das Licht oft nicht WIRKLICH von diesen Lichtquellen kommt. Als Zuschauer sind wir mit der Stehlampe als Erklärung für das Spitzlich aber völlig zufrieden, selbst wenn die Lichtrichtung vll nicht zu 100% stimmt. Der Raum selbst ist vermutlich mit ein paar Spots ausgeleuchtet, deren Streulicht genug Grundhelligkeit geben.

Auch hier kommt unser Hauptlicht von links, das Aufhelllicht von rechts. Beim ehrenwerten Herrn links klappt das aufgrund der Lehne seines Sessel nicht so gut wie beim Herrn rechts. Gut sichtbar ist hier aber, wie das Spitzlicht vor allem am linken Hut den Kopf vom Hintergrund trennt. Außerdem sehen wir sehr gut, dass der Vordergrund wesentlich härtere Kontraste und tieferes schwarz hat als der Hintergrund. Der Hintergrund ist deutlich gleichmäßiger und homogener ausgeleuchtet, während der Großteil des Sackos im Schwarz versinkt. Auch das ist nur mit gezielter Beleuchtung, bzw eben Schattensetzung zu erreichen. Der Blick wird hierdurch auf den Vordergrund fokussiert. (Übrigens sind Film Noire-Szenen oft sehr plakativ geleuchtet, da hier der Faktor Farbe zur Abgrenzung einzelner Bereiche nicht zur Verfügung steht. Es lohnt sich mal einen Film Noire einfach nur des Lichtes wegen zu sehen, und den Ton komplett stumm zu schalten. Man lernt unglaublich viel!)

Hier kommt das Hauptlicht von rechts. Es beleuchtet das linke Gesicht und gleichzeitig den rechten Hinterkopf. Das Spitzlicht übernimmt hier einen großen Teil der Raumhelligkeit (schein an der Wand rechts und auf dem Boden) und erhellt gleichzeitig leicht das Gesicht des Jungen auf der rechten Seite. Dies ist ein schönes Beispiel für die Kombination einzelner Lichtquellen zu mehreren Funktionen. Das Fülllicht kommt in diesem Fall von unten, gut an den Händen des Hauptdarstellers zu sehen und hellt das Gesicht nur leicht auf.
Außerdem kann man hier sehr schön sehen, wie unterschiedliche Lichtfarben zu einem Look kombiniert werden. Während das Spitzlicht sehr warm von oben leuchtet, ist das Hauptlicht von rechts deutlich kälter und erzeugt den Eindruck eines Fensters oder einer offenen Tür. Mischlicht kann also durchaus auch gewollt eingesetzt werden. Auch im Hintergrund ist vergleichsweise kaltes Licht zu sehen, auch dort entsteht der Eindruck von Tageslicht, verstärkt durch harte Schatten, wie die Sonne sie wirft.

Teil II – Technisches

So weit, so gut. Aber welche Scheinwerfer nehme ich nun?

Die von mir gewählten Beispiele haben eine wichtige Gemeinsamkeit: Das Licht ist sehr gezielt gesetzt und es wurden eher spotartige Leuchten gewählt, die nicht pauschal den ganzen Raum sondern gezielt einzelne Teile beleuchten. Und das ist gleichzeitig auch eine der wichtigsten Eigenschaften, die ihr an eure Leuchten stellen solltet: Ein halbwegs enger Lichtkegel, mit dem man auswählen kann, wohin man leuchtet! Stellt euch mal vor, der letzte Beispielscreenshot aus CSI wäre von oben mit einem Baustrahler beleuchtet worden. Dann wäre von dem Schein auf der Wand nichts zu sehen, da die Wand komplett beleuchtet wäre. Auch das Sacko und die Haare des Hauptdarstellers würde sich nicht so schick und dramatisch vom Hintergrund trennen, da der Hintergrund komplett erhellt wäre. Das von den Wänden reflektierende Licht würde auch den Hinterkopf des Jungen erleuchten, so dass hier keine getrennte Lichtsetzung mit anderer Lichtfarbe mehr möglich gewesen wäre.

Aus einem Spot ein weiches, den Raum durchflutendes Licht zu machen ist relativ einfach (Frostfilter, gegen die weiße Decke leuchten), der umgekehrte Weg aber wesentlich aufwändiger und schwieriger, bzw teilweise einfach unmöglich.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die „Härte“ des Lichts. Je kleiner die Lichtaustrittsfläche im Verhältnis zum Objekt, desto härter der Schatten. Habe ich nur eine einzelne Glühbirne, wirft diese relativ harte Schatten. Hänge ich diese Glühbirne aber in einen dieser 2€-IKEA-Papierlampions, habe ich sehr weiche Schatten mit sehr weichen Übergängen.
Ob harte Schatten oder weiches, diffuses Licht ist einfach eine Frage des Looks den ich erreichen will. Im CSI-Bild entsteht durch die harten Schatten eine gewisse Actionstimmung, während im Beispielbild des Paten durch die weiche Lichtstimmung seine Ruhe unterstrichen wird.

Links unten ein harter Schatten, rechts oben ein weicher Schatten

Baustrahler? Nein danke!

Baustrahler haben ein relativ hartes Licht. Das ist nicht weiter schlimm, es lässt sich notfalls „weichkochen“. Das Problem ist aber, dass Baustrahler pauschal in alle Richtungen leuchtet. Das ist auf dem Bau super, aber für ein FIlmset, auf dem ich auswählen will wo Licht und Schatten sein sollen, taugt das absolut nichts. Außerdem haben Baustrahler keinerlei Halter für eine Farbfilterfolie, ich habe keine Flügeltore um das Licht abzuschotten und sie lassen sich meist nicht so gut im heißen Zustand ausrichten.

Typischer Baumarkt-Baustrahler, hier mit „Bodenplatte“

PAR-Kannen? Ja bitte!

Eine PAR-Kanne ist in kleineren Theatern und Discotheken oft das Standard-Licht. PAR-Kannen geben ebenfalls ein recht hartes Licht. Vorteil ist aber, dass man für PAR-Kannen Leuchtmittel mit unterschiedlichen Abstrahlwinkeln kaufen kann. WFL, für Wide Flood, erzeugt dabei ein Licht, ähnlich wie ein Baustrahler. NSP-(für Narrow Spot)-Leuchtmittel dagegen geben einen sehr engen Lichtkegel, mit dem man gezielt zB nur auf den Kopf eines Darstellers leuchten kann. PAR-Kannen haben außerdem genormte Aufnahmen für Farbfilter und Flügeltore. So lassen sich schnell und sicher unterschiedliche Farbfilterfolien einsetzen oder mittels Flügeltoren der Lichtkegel bewusst noch weiter eingrenzen. Über einen Frostfilter kann man das Licht der PAR-Kanne weicher machen, um weichere Schatten zu bekommen. Man kann mit dem Lichtkegel auch zB auf einen Reflektor leuchten. Je nach Abstand von Scheinwerfer zu Reflektor und Darsteller erhalte ich hier sehr sehr weiches Licht. PAR-Kannen gibt es zum Beispiel bei Thomann oder im Set bei ebay für sehr sehr schmales Geld zu kaufen.

Einfache Parkanne mit eingesetztem Splitterschutz

Um eine PAR-Kanne betrieben zu können braucht ihr mindestens folgende Komponenten:
– Das PAR-Kannen-Gehäuse
– Ein passendes Leuchtmittel mit dem Abstrahlwinkel und der Leistung eurer Wahl
– Irgendeine Befestigungsmöglichkeit

Wünschenswert sind folgende Ergänzungen, die man aber nicht immer braucht, und darum in geringerer Stückzahl kaufen kann
– Farbfilterfolien mit passenden Filterrahmen
– Flügeltore
– Stativ
– Universalklemme
– Bodenplatte/Bügel

PAR-Kannen gibt es in unterschiedlichen Größen. Je größer das Gehäuse, desto stärkere Leuchtmittel sind erhältlich. Nicht für alle Größen gibt es alle Abstrahlwinkel. Ich empfehle sich auf 2 unterschiedliche Größen zu beschränken, in meinem Falle PAR 56 und PAR 30. Für PAR 56 bekommt ihr 300W und 500W Leuchtmittel, NSP (Narrow Spot, 8° Abstrahlwinkel) , MWL (Medium Flood, 11° Abstrahlwinkel) WFL (Wide Flood, 18° Abstrahlwinkel) etc. Für die kleinen PAR 30 bekommt ihr 100W und 75W mit wahlweise 10° oder 30° Abstrahlwinkel. Für beide Systeme sind Flügeltore und Filterrahmen erhältlich, wobei Filterrahmen den PAR-Kannen oft schon beiliegen.

Der Lampenersatz: Reflektoren

Oft hat man nicht genug Platz, nicht genug Befestigungsmöglichkeiten oder auch einfach nicht genug Geräte, um jeden Kopf einzeln mit einem Scheinwerfer zu beleuchten. Nehmen wir wieder das CSI-Bild als Beispiel:

Auf die Position des Fülllichts von unten könnte ich einen sehr kleinen Scheinwerfer stellen, der das nötige Licht von unten auf das Gesicht gibt. Allerdings ist vom Bildausschnitt nach unten nicht viel Platz. Stattdessen kann ich aber einfach einen einfachen Reflektor auf den Boden legen! Durch das sehr starke Spitzlicht kann ich in diesem Fall den Scheinwerfer für das Fülllicht sparen und einfach das Spitzlicht auf das Gesicht des Darstellers reflektieren. Schon habe ich einen Scheinwerfer gespart. Unterm Strich könnte ich diese Szene also komplett mit lediglich 3 PAR-Kannen beleuchten! PAR-Kanne 1 kommt von oben mit Orangefilter, gibt mir das Spitzlicht und das Licht für den Reflektor des Fülllichts. PAR-Kanne 2 kommt mit Tageslichtfilter von rechts, eventuell über einen Reflektor, um das Tageslicht zu simulieren und gibt mir mein Hauptlicht und das Licht auf dem Hinterkopf des Jungen. PAR-Kanne 3 steht im Hintergrund und sort dort für den Eindruck des Einfallenden Sonnenlichts.

Reflektoren haben meist 5 unterschiedliche Flächen. Silber, weiß, gold, schwarz und halb durchlässig

– Silber
Wird wohl am häufigsten verwendet. Reflektiert das einfallende Licht ohne Änderung der Farbtemperatur, macht es nur ein wenig weicher.

– Weiß
Auch weiß ändert nicht die Farbtemperatur, es streut das Licht aber stärker als silber und erzeugt so weicheres Licht, weichere Schatten.

– Gold
Benutze ich persönlich am seltensten. Ist ganz praktisch, wenn man Sonnenlicht von außen in ein Kunstlichtset reflektiert, um das Tageslicht auf Kunstlichttemperatur zu bringen (Details siehe unten..)

– Schwarz
Dient der Abschattung von bestimmten Bereichen, ähnlich einem riesigen Flügeltor, ohne das Licht dabei in den Raum zu reflektieren

– Halb durchlässig
Kann benutzt werden um das pralle Sonnenlicht etwas abzuschwächen, zB bei einem Spitzlicht. Wir zwischen Sonne und Darsteller gehalten. Alternativ kann es auch als noch schwächerer Reflektor als die weiße Fläche verwendet werden.

Und sonst so?

Ich behaupte, dass man 90% bei einem normalen Amateurfilm mit der Kombination aus PAR-Kannen und Reflektoren abdecken kann. Trotzdem gibt es eine ganze Reihe weiterer Lichtquellen die uns zum Teil sogar kostenlos zur Verfügung stehen:

1. Die Sonne!
Dieser ca 6000° heiße Feuerball beschert nicht nur Sonnenbrand, sondern lässt sich mit einem Reflektor großartig umleiteiten. Die Sonne dient dann als Spitzlicht, der Reflektor sorgt für das Hauptlich und das Umgebungslicht hellt die andere Gesichtshälfte auf. Oder die Sonne ist das Hauptlicht, Reflektor 1 übernimmt das Fülllicht, und das Spitzlicht ergibt sich aus dem Umgebungslicht oder wird via Reflektor 2 erzeugt.

2. Autoscheinwerfer
Gerade Nachts im Wald lässt sich das Licht der Autoscheinwerder via Reflektor hervorrangend als Filmlicht nutzen. Mit mehrere Reflektoren lassen sich hier sogar mehrere Lichtquellen ersetzen, je nachdem wie geschickt man das Licht lenkt.

3. „Available Light“
Dieser Begriff meint das ohnehin am Set verfügbare Licht. Und zwar sowohl Tageslicht als auch Kunstlicht. Oft kann ich bestehende Lichtquellen als Spitzlicht, Hauptlicht oder Fülllicht verwenden, notfalls mit Hilfe eines Reflektors

4. Fotolampen
Für den Fotobereich tauchen in letzter Zeit extrem Günstige Sets (ca 25€) aus Stativ, Tageslichtleuchtmittel und Softbox vor allem bei Ebay auf. Allerdings sind diese Leuchten nicht besonders hell und haben Tageslichttemperatur (Siehe Abschnitt „Die Sache mit der Farbtemperatur“), die ggf. erst mittels Filter an andere Kunstlichtquellen angeglichen werden muss, was zusätzlich Licht kostet. Zur Kombination mit Tageslicht sind diese Sets aber zu schwach, so dass der Einsatz eigentlich nur bei einem reinen 5600°K-Set wirllich Sinn ergibt. Allerdings geben sie mit ihrer Softbox ein wesentlich weicheres Licht als man es mit einem PAR-Strahler hinbekommt (wobei der Reflektor hier viel möglich macht). Sie haben also durchaus ihre Berechtigung.

Die Sache mit der Farbtemperatur

Für Einsteiger mag der Begriff der Farbtemperatur zunächst irreführend sein. Gemeint ist nicht die Hitzeentwiklung einer Leuchte oder des Leuchtmittels. Gemeint ist die Lichtfarbe! Angegeben wird sie in Kelvin (K), und diese richtet sich nach der Lichtfarbe, die ein Wolframdraht (also eine normale Glühlampe) beim Glühen abgibt. Je mehr Strom man durch diesen Draht fließen lässt, desto heißer wird er, desto heller wird er und desto kälter wird sein Licht. Bei einer normalen Glühlampe, wie man sie auch im Haushalt benutzt, liegt diese Temperatur des Wolframdrahts bei ca 2800K. Würde man jetzt diesen Faden mit mehr Strom versorgen, würde er heißer werden und „weißer“, bzw eben kälter leuchten. Allerdings verschmort Wolfram ab 3000 einfach (In der Pysik geht man darum von einem sogenannten planckschen Strahler aus.), so dass dies nur theoretisch klappt. Direktes Sonnenlicht zu Mittag kommt etwa auf 5600K. Tageslicht, was an einem bedeckten Tag vom Himmel leuchtet, kann aber durchaus einem Wolframdraht mit 10.000K entsprechen, ist also deutlich kälter als das Licht einer Glühbirne und als normales Sonnenlicht.

Unterschiedliche Celvin-Werte liegen auf dem Planckschen Kurvenverlauf

Bei Film und Theater (und auch Fotografie) haben sich zwei Lichttemperaturen durchgesetzt. 2800K (Teilweise auch 3200K), als Kunstlicht bezeichnet, und 5600K (teilweise auch 5400K), als Tageslicht bezeichnet. PAR-Kannen-Leuchtmittel haben grundsätzlich 2800K, also Kunstlicht. Möchte ich dies nun mit Tageslicht mischen, möchte aber keine unterschiedlichen Lichtfarben im Bild haben, kann ich entsprechende Tageslichtfilter benutzen (Bei LEE als CTB bezeichnet, für „Color Temperatur Blue“. Es verschiebt das Licht des Leuchtmittels mit einem leichten Blaufilter in den Bereich des Tageslichts. Das Gegenteil, um Tageslichtlampen auf Kunstlicht zu bringen heißt entsprechend CTO, „Color Temperatur Orange“.) Bewusst eingesetzt, wie im CSI-Beispiel, kann Mischlicht aber eben durchaus seine Berechtigung haben.

Teil III – Praxis

Und jetzt: Üben, üben, üben!

Das richtige Setzen von Licht erfordert viel Übung. Am richtigen Filmset hat man zu Experimenten aber normalerweise keine Zeit. Ich empfehle euch deswegen einfach mal für ca 50-100€ drei PAR-Kannen, 2 Reflektoren und ein paar Farbfilter anzuschaffen und einfach Abends mal damit herumzuexperimentieren. Dankbare Probanden als Lichtstatisten lassen sich sicherlich finden, notfalls tuts auch eine alte Puppe oder ähnliches. Spielt einfach rum, versucht Filmszenen wie die oben nachzustelleb, sucht euch unterschiedliche Locations (Keller, Dachboden, Flur…) und versucht einen Darsteller an einer Position mit euren Mitteln auszuleuchten und macht vielleicht auch mal ein paar Probeshots und achtet auch die Wirkung eures Lichts.

Kaufempfehlungen

Anbei ein paar beispielhafte Kaufempfehlungen, der Einfachheit halber zum Großteil über Thomann. Nach dem besten Preis müsst ihr ggf selbst suchen 😉

PAR 56:
PAR 56: http://www.thomann.de/de/stairville_par56_short_black.htm
PAR 56 :Leuchtmittel (Dropdown beachten für Winkel!): http://www.thomann.de/de/ge_wfl_par56_20854.htm
PAR 56: Flügeltore: http://www.thomann.de/de/stairville_barn…ar_56_black.htm

PAR 30:
PAR 30: http://www.thomann.de/de/stairville_par_30_e27_black.htm
PAR 30: Leuchtmittel (Hier 100W, 10°): http://www.thomann.de/de/sylvania_par_30…tel_100w_10.htm
PAR 30: Flügeltore: http://www.thomann.de/de/stairville_barn…ar_30_black.htm

Zubehör:
PAR Bodenplatte: http://www.thomann.de/de/adam_hall_floor…te_f_par_ca.htm
Lichtstativ: http://www.thomann.de/de/millenium_lichtstativ_lst250.htm
Universalklemme: http://www.thomann.de/de/manfrotto_035.htm

Reflektoren:
Klein: http://www.amazon.de/Delamax-5in1-Faltre…37868517&sr=8-1
Groß: http://www.ebay.de/itm/walimex-Faltrefle…=item58918b3f5f

Sonstiges:
Sandsäcke (Zum Beschweren von Stativbeinen) einfach selbst herstellen aus einer alten Jutetasche
Stromkabel bitte nicht zu dünn kaufen und nicht mehr als 3000W gesamtleistung pro Sicherungskanal belegen
Dimmer möglichst vermeiden, da sich dabei auch die Farbtemperatur ändert, lieber die Lampe weiter wegstellen oder ND-Folie benutzen (Graufolie)

Ein paar Worte zum Selbstbau

Bei Licht geht es immer um Strom und Hitze. Beides ist nicht ungefährlich! Sicherlich sind selbstbauten bei Reflektoren kein Problem, und dort in der Regel auch ungefährlich, wenn aber Strom und Hitze ins Spiel kommen, kann das nicht nur für euch, sondern auch für eure Darsteller und ggf. komplett unbeteiligte Personen gefährlich werden. Hier solltet ihr auf keinen Fall experimentieren, sondern nur basteln wenn ihr WIRKLICH wisst was ihr macht. An 230V darf man übrigens als Nicht-Elektriker ohnehin nicht herumbasteln.
Ich wette, dass 13€ für eine PAR-Kanne und 15€ für einen Reflektor in so ziemlich jedes Amateurfilm-Budget passen. Im Zweifel lieber eine günstigere Kamera kaufen, aber kein Risiko mit unter umständen lebensgefährlichen Selbstbauten eingehen.

Meine Meinung zu LEDs

LEDs sind aus verschiednenen Gründen für Amateurfilmer (noch) ziemlich uninteressant. Hochwertige LED-Leuchten sind zur Zeit noch extrem teuer. Einfache LEDs wie man sie zB auch in PAR-Kannen bei Thomann kaufen kann oder auch in Baustrahlern im Baumarkt geben aber ein nur aus wenigen Wellenlängen zusammengesetztes Licht ab. Für das Auge erscheint dies weiß, die Kamera hat damit aber arge Probleme, da einfach nicht alle Frequenzen des natürlichen Lichts vorhanden sind. Im Ergebnis erscheinen zB die Lippen eines Menschen gräulich. Unser Auge kompensiert das, die Kamera ist dazu aber nicht in der Lage. Bisher ist meine Meinung zu LEDs daher: Finger weg!

Soweit von mir, zurück ins Studio!

jom

Johannes ist Kameramann, Cutter und Sprecher. Er schreibt über Fotografie, Modellbau, Videotechnik, Kajak fahren und vieles weitere.

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