Mein 3D Globus – 9 Ausgaben, ein Review
Seit gut 2 Monaten gibt es jetzt einen 50cm Globus zum selber bauen von hachette. Taugt das was? Lohnt sich das? 9 Ausgaben liegen zusammengebaut vor mir. Schauen wir uns das mal an…
Vor gut zwei Monaten startete eine neue Sammelzeitschrift für Kinder. Ähnlich dem Dinosaurierskelett oder dem menschlichen Skelett, oder auch, als ich noch Kind war, Project X. Die Werbung hatte mich ziemlich begeistert. Ein 3D Relief-Globus zum selber bauen, mit politischer Karte unter dem Relief und so netten Gimmicks wie einem realistischen Eisberg, dessen Hauptvolumen unter Wasser liegt. Und schon bedauere ich, dass ich noch keine Kinder habe, denen ich das schenken kann.
Die erste Ausgabe sollte nur 1,50 kosten, das war klar geritzt. Eine 3D-Reliefkarte von Europa und den Eifelturm, das kann man so oder so mal gebrauchen. Zumindest, wenn man noch Kinder plant. Die Produktionsqualität der ersten Ausgabe war überragend. Ein hübsch gestalteter Eifelturm, der prima in die Europakarte passte. Die war schön flexibel und gut bemalt, dazu ein Plastikviertel der oberen Nordhalbkugel und 14 Seiten Informationen, die in einen Ordner geheftet werden können; ein fairer Deal.
Ich entschied also, ich werde anfangen zu sammeln. Wann, wenn nicht jetzt. In der Mitte steigt man ja eher selten ein. Ich war mir nicht sicher, ob ich dauerhaft durchhalten würde und setzte mir als Deadline die 8te Ausgabe. Die 9te ist es jetzt noch mit geworden, damit ist der obere Teil der Nordhalbkugel komplett. Zeit ein Resumee zu ziehen:
- Die Ausgaben wurden teurer! Klar, das hatte ich vorher nachgelesen. Der Globus soll zusammen grob 700 Euro kosten (100 Ausgaben zu je 6,99).
- Die Produktionsqualität sank! Schon das Brandenburger Tor war eigentlich eine Frechheit.
- Die gelieferten Bauteile wurden weniger. Die letzte Ausgabe enthielt zwei Plastikspritzgussteile, ein kleines Strukturelement des Globus und eine kleine Miniatur des japanischen Itsukushima-Schrein.
Offensichtlich taugen die Einzelausgaben nicht mehr, sich ein vernünftiges Bild zu machen. Daher muss man sich wahrscheinlich das bisherige Gesamtwerk ansehen. Nachdem ich jetzt 9 Ausgaben zusammengebaut habe, kann ich -denke ich- den Rest des Globus beurteilen.
Was hab ich da eigentlich in der Hand?
Ich sage mal: Es ist in Ordnung. In Schulnoten eine knappe 3. Die Spaltmaße sind okay, die Bemalung ist okay, die Miniaturqualität schwankt stark ist aber generell auch okay. Alle Presspassungen sind bisher ganz in Ordnung, einziger unangenehm aufgefallener Teil, ist ein Überhang, der sich beim Einsetzen des Reliefs verbogen hat. Das Plastik verströmt keinen unangenehmen Geruch, einige der Teile sind aus PVC (Reliefs) was auf der einen Seite gut ist, weil sie damit eine gewissen Flexibilität für den Aufbau bieten, auf der anderen Seite hat PVC als Spielzeug einen schlechten Ruf.
Das Magazin hat 12 Seiten netto, plus Titel und eine Rätselseite pro Ausgabe. Die Seiten sind fest und sollten auch den Ordner recht anständig eine Zeit überleben. Sie verknicken zwar in der Verpackung ein wenig, aber wenn man sie sauber abheftet, sollte sich das mit der Zeit wieder geben.
Was habe ich bisher bezahlt: Brutto 6,99/Ausgabe x 9 = 62,91; Ausgabe eins und zwei waren billiger (4,99 und 1,50), ergibt Netto 55,42. Bekommen habe ich dafür 108 Seiten Informationen über die Erde (im Laden als Buch vielleicht 8-12 Euro) und 1/8tel der Erde, im Laden sagen wir 30-40 Euro. Preis-/Leistung scheint also grob zu stimmen.
Jetzt zur schwierigen Frage: Lohnt es sich?
Klares Bauchurteil: Bisher noch! Schaue ich mir allerdings Ausgabe 8 an, dann muss ich sagen, braucht man schon echt starke Nerven für dieses Heft 7 Euro auf den Tisch zu legen.
Gucken wir uns das etwas genauer an: Nehmen wir an die Sache wird in einer Auflage von 6000 produziert (da es länderübergreifend vertrieben wird, gehe ich allerdings von mehr aus). Bei geschätzten Produktionskosten von 1,50 – 3,-/Ausgabe, inklusive Zuschläge für Verwaltungs- und Logistiküberhang, geht der Verlag ab ca. 2500 verkauften Exemplaren mit +/-0 aus der Sache raus. Schaut man sich die Miniaturenqualität hier und bei einem Standard-Ü-Ei an, so wird man schlucken. Eine „Micky Maus“ kostet nur ungefähr die Hälfte bei gleichem Erscheinensabstand. Und dort sind auch ab und an Plastikgimmicks beigelegt. Allerdings wird diese, genauso, wie die Ü-Eier, eine deutlich höhere Auflage haben; außerdem werden dort die Produktionsabläufe deutlich stärker Fließband und standardisiert sein (-> Billiger!).
Ein zweiter Vergleich: Was müssten wir alles kaufen, um einen ähnlichen Zweck zu erfüllen? Sagen wir: 50cm Globus, Relief + Politisch, gerne Kindgerecht, 1200 Seiten Informationen über die Erde, 120 Miniaturen. Das macht also:
- Globus politisch (50,-), Globus Relief (130,-), Globus Kind (70,-), keiner davon 50cm im Durchmesser (50cm Globen kosten 350 aufwärts).
- 5 Bücher zu je 240 Seiten, Geographie, Politik, Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Sprachen, Völker, (je 15-20,- => 87,50).
- 120 Miniaturen zu grob je einem Euro, wenn man sie denn findet.
- Abstriche: Globusgröße, Erdinneres, angebrachte Miniaturen und Plastikteile, Spiegel, Verarbeitungsqualität nicht aus einem Guss.
- => Gesamtsumme: 457,50
Legen wir für die Abstriche noch ein Schmerzensgeld von 100 – 150 Euro drauf (man könnte sich das ja auch alles hinbasteln), landet man bei 550 bis 600 Euro. Dafür hat man dann aber 3 Globen und 5 Bücher zu stehen. Alles passt nicht richtig zusammen. Eine Abobelohnung (Teleskop, Kompass, Kosmoskasten) hätte es auch noch gegeben. Sind nochmal zusammen ca. 60 Euro.
7,-/Woche das bedeutet 1x allein am Kinotag ins Kino die Woche, kein Popcorn. Allerdings bleibt aufgrund der oben erwähnten knappen Schulnoten-„3“, was die Gesamtqualität angeht, ein fader Beigeschmack. Für 60 bis 75 Ausgaben, oder für einen Ausgabenpreis von 5 Euro, gäbe ich sofort eine klare Kaufempfehlung ab. So ist das Abwägungssache.
Kann oder sollte man die Sache seinem Kind „antun“?
Nun, das Hauptproblem ist sicherlich der wirklich hohe Preis. Damit einher geht auch ein hohes Risiko. Was, wenn das Kind die Lust verliert? Nicht ordentlich genug mit dem Material umgeht? Wohin soll man das stellen? Reizt man damit nicht eher dazu, ständig bei solchen „Bauernfänger“-Sachen ein Quengeln zu erzeugen? Aus eigener Erfahrung kann ich an dieser Stelle leider noch nicht sprechen. Und die Entscheidung muss letztlich jeder für sich treffen. Ich stehe auf dem Standpunkt, da Kindern zu Weihnachten und Geburtstagen heutzutage ja Handys geschenkt werden und/oder unfassbar hohe Summen für allen Unsinn aufgerufen werden, kann dieser Globus durchaus eine Option sein. Damit will ich die beschriebene Ausgangslage des hohen Konsumaufwands für Kinder weder generell werten, geschweige denn (meine persönliche Meinung) gutheißen. Ich halte einen 3D-Globus, den man zusammen mit seinen Kindern baut nur für sinnvoller mit 8 Jahren, als ein IPhone mit Facebookaccount. Die Sache ist mit Sicherheit nichts für ein Kind von 13,5 Jahren, das keine jüngeren Geschwister mehr hat. Dann ist es fast 16, wenn der Globus fertig ist, mitten in der Pupertät und dann ist „Biologie“ wahrscheinlich viel spannender als Geographie und Politik.
Wenn man sein Kind auf die Optionen und Verpflichtungen aufmerksam macht, die es damit eingeht; es begleitet, und ihm nicht nur beim Bau hilft (Ja! Eine Bitte an die Bastelpapas, helfen, nicht selber machen ;-)!),sondern ihm vielleicht auch den Wert verdeutlicht; und auch beizeiten den Unterschied zwischen tatsächlichem Wert (der ja rein von den Produktionskosten vielleicht bei 400 Euro liegt) und dem Erlös für den Verlag erklärt; DANN! Ja dann kann ich daran nicht unbedingt etwas schlechtes finden. Aber: Einfach so 7 Euro im Monat auszugeben, weil das Kind das gern haben will, weil es das im Fernsehen gesehen hat, wäre meiner Meinung nach der falsche Weg.
Für viele wird sich bei Betrachtung der Gesamtkosten nur eine Option ergeben: Nicht kaufen! Die Bauernfängerproblematik ist einfach zu erdrückend.
Was ist also mein Fazit?
- Preislich kommt es heftig; rechnet man zusammen, was man dafür bekommt, und berücksichtigt, dass der Vertreiber davon leben möchte, relativiert sich das Ganze etwas.
- Die Produktionsqualität ist zwar einzeln teils enttäuschend, aber grundsätzlich in Ordnung.
- Vergleichsrechnungen ergeben eine erträgliche Gesamtbilanz, die aber über die hohe Gesamtsumme kaum hinweg täuschen kann.
Machen wir Sternchen für die mir bekannten Ausgaben (*(flopp)-*****(top)), dahinter meine Gewichtung in Prozent für eine abschließende Gesamtwertung:
- Idee:
- ***** (10%)
- Supersache! Haptisch und optisch einwandfreie Idee!
- Produktionsqualität:
- *** (20%)
- Generell in Ordnung, aber noch Luft nach oben!
- Redaktioneller Anteil:
- *** (10%)
- In Ordnung. Durchaus aktzeptabel.
- Gesamtpreis:
- ** (10%)
- Hoch!
- Preis/Leistung:
- * (20%)
- Gefühlt sehr schwach! Rechnerisch unter Umständen nachvollziehbar.
- Material:
- *** (10%)
- PVC schwierig. Aber kein Geruch. Grundsätzlich ordentlicher Farbauftrag. Luft nach oben.
- Lernpotential:
- **** (10%)
- Wenn Mann(Kind ;-)) dabei bleibt, bei geschätzten 1200 Seiten Redaktionsanteil, sehr gut. Haptik, Feinmotorik und Wissen kombiniert.
- Verpackung/Logistik:
- ** (10%)
- Teils schwer zu bekommen. Heft verknickt in der Verpackung. Teile bisher unbeschädigt.
Daraus ergibt sich eine Gesamtwertung von 2,7 Sternen. Das bestätigt die oben gefühlte drei im Schulnotensystem. Hier etwas besser, als das „knapp“ von oben, am ehesten bedingt durch die Bewertung von Idee und Lernpotential. Was allerdings von Anfang an ein Grund für meinen Einstieg war.
Würde ich es empfehlen? Klares Jain!
Ja, unter folgenden Bedingungen:
- Es sind ein bis zwei Kinder im Alter von 6-8 Jahren vorhanden.
- Das/die Kind/er haben ein erkennbares Interesse an Geographie und der Welt allgemein (und damit ist nicht gemeint, dass sie das Ding gesehen haben und es haben wollen!).
- Man ist sich klar über die Gesamtinvestitionskosten (sagen wir man könnte das Geld theoretisch in zwei Raten zu 350 Euro sofort aufbringen).
- Man kann die Zeit und Muße aufbringen, die Sache MIT seinen Kindern zu erleben.
Wird nur eine der Bedingungen nicht erfüllt, lasst es lieber sein! Warum ich das so sehe, habe ich oben erklärt.
Mache ich weiter? Tue ich meinem inneren Kind das an?
Ich hoffe ich konnte eine Entscheidungshilfe bieten. Wenn nicht für den Globus, dann doch für die Welt der Sammelzeitschrift im allgemeinen, denn die Überlegungen, die ich hier angestellt habe, sind sicher übertragbar. In einem Forum las ich: Für den Preis kann ich meinen Kindern allen ein IPad Mini mit Weltapp schenken. Ja, ist schon richtig, aber dann bauen sie es nicht (Haptik und Feinmotorik), üben sich nicht in Geduld (weil sie auf jede Ausgabe und geduldig 2 Jahre bis zum fertigen Gesamtergebnis warten müssen) und haben hinterher nichts zum anfassen, nachlesen, spielen, das sie selbst gebaut haben und was seinen Preis durchaus Wert sein könnte (s.o.)!
Die letzte Aussage ist so jedoch nicht ohne weiteres übertragbar auf Sammelzeitschriften, seien es ethische- und Naturschutz-Problematiken bei in Plastik gegossenen Insekten, seien es ethisch- und moralische Bedenken bei Panzermodellen und Schlachtschiffen oder auch nur der reine Preis, zum Beispiel bei 3D-Druckern. Manchmal hat man auch einfach bessere Alternativen: Fertige Modellbausätze bei Modellen, dauerhaft verfügbare DVD-Gesamtboxen, oder auch Produkte von der Stange, wie bei 3D-Druckern zum Beispiel. Letzteres bietet noch das Sonderproblem, dass man nicht einschätzen kann, in welcher Produktionsliga sich der fertige Drucker tummelt, sodass man dort vermutlich am allerwenigsten beurteilen kann, auf was man sich einlässt.
Zurück zur Frage: Mache ich weiter? – Ich weiß es nicht! In meinem Kopf tummeln sich schon wieder die Ideen, ob man sowas nicht auch einfach selbst bauen könnte? Oder modifizieren? Aber bis zur nächsten Ausgabe ist ja noch ein wenig Zeit! Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ich so oder so berichten werde, wie es weiter geht!
PS zum Globus: Wer jetzt noch einsteigen will, man findet die ersten Ausgaben locker bei ebay, kann sie aber wohl auch beim Verlag nachbestellen.
PPS: Wer Angst hat, die Serie könnte eingestellt werden: der Kioskbesitzer meines Vertrauens hat mir glaubhaft versichert, dass das in seiner 25jährigen Karriere noch nicht vorgekommen sei. Serien die nicht aufeinander aufbauen, würden schonmal eingestellt, aber Serien, die ein fertiges Endergebnis ergeben, würden zuende geführt. Diese Angabe ist allerdings ohne Gewähr :-)!
Danke 😀
Ich habe es mir an getan und den 3D Globus komplett liefern lassen und bin für den Preis sehr enttäuscht. Die Relief Platten passen grob aber fügen sich nicht der gewölbten Form des Globuses an. Dadurch halten sie nicht richtig. Der zusammen Bau gestaltet sich sehr schwierig und man benötigt sehr viel Geduld und ist für Kinder nicht zu Händeln. Man sollte es auch vermeiden die Relief Platten öfters abzunehmen dies lassen sich nicht mehr richtig befestigen. Ich würde empfehlen sich noch ein Atlas mit politischen Karten zu besorgen um es zu vermeiden die Platten jedesmal ab zu nehmen um die politischen Karten darunter sehen zu können.
Desweiteren habe ich jede Ausgabe kontrolliert und feststellen müssen das Teile fehlten und nachbestellt werden mussten. Auch Seiten für die Hefter fehlten in den Heften. Konnten aber kostenlos nach bestellt werden.
Ich werde nicht mehr irgendwelche Bestell Abos bestellen!!!
Dieser Globus war für mich eine totale Fehlinvestition , der Zusammenbau eine Kathastrofe da die Teile überhaupt nicht passgenau sind. Ich muss jetzt die Teile kleben damit sie nicht mehr aufstehen. Somit werden die Landkarten überflüssig , da ich die Kontinenten nicht mehr herunternehmen kann.. Für diesen Preis habe ich mir etwas anderes erwartet. Kann daher nur negatives und enttäuschendes Urteil abgeben .war meine erste und letzte Sammleredition
Hallo Axel,
ich habe es meinen Nerven angetan und alle Teile gesammelt – für dieses Geld eine Frechheit! Teile, die sich nicht so biegen lassen wie sie sollten, damit sie auch in die vorgebohrten Löcher passen (Kanada ist sogar so flach, dass ich es überhaupt nicht befestigen kann; bei China sind die Löcher so versetzt, dass es auch nicht befestigbar ist).
Viele Teile springen immer wieder aus ihren Löchern raus.
Ich habe nun ein Mail an den Verlag geschickt und warte auf eine Antwort.
mit lieben Grüßen, Nina
Hallo Nina,
ähnliches zeigte sich bei mir auch. Ich hatte sowas auch bereits vermutet, bin jedoch davon ausgegangen, dass es im montierten Zustand weniger auffällt.
Als Hilfe zur Selbsthilfe, falls der Verlag mauert, was ich mir gut vorstellen kann: Diese Gummi-Plastikteile müssten sich mit einem Fön erwärmen und dadurch von der Form ändern lassen können. selber ausprobiert habe ich das nicht, aber so wie ich Plastik kenne, müsste es den Versuch wert sein. Aber vorsichtig vorgehen, nicht, dass es braun wird und schmilzt. Für China könnte man mit einem Dremel neue Löcher bohren?
Ist jetzt aber schwer ohne selbst davor zu stehen. Ich habe beim oberen Teil der Nordhalbkugel aufgehört, überlege aber den Rest noch gebraucht zu kaufen. Aber wäre wohl clever das jetzt zu tun, sonst verschwinden bestimmt die Sachen nach und nach vom Markt.
Viele Grüße und vielen Dank für Deinen Kommentar
Axel
Dank an alle für das Mitteilen Eurer Erfahrungen, ich hoffe es hilft später einmal jemandem. Viele Grüße Axel